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Kein Bock auf Berlin

“Und Du willst wirklich nicht mitkommen?” Wie oft hatte seine Mutter ihn das heute schon gefragt.

Cedric war genervt. Er hatte absolut keinen Bock darauf, seine Eltern nach Berlin zu begleiten. Eine Woche beim spießigen Onkel Jochen wohnen, und dann auch noch jeden Tag langweilige Museumsbesuche – besten Dank. Nein, so hatte er sich seine Ferien nicht vorgestellt.

“Also gut, mein Junge, dann fahren Papa und ich eben allein.” Cedrics Muter hatte endlich eingesehen, dass es zwecklos war, ihren Sohn umzustimmen. Und eigentlich konnte sie ihn gut verstehen. Denn Onkel Jochen, der ältere Bruder ihres Mannes, war ein widerlicher Pedant und Langweiler. Aber die so genannten familiären Pflichten ließen es nicht zu, dass sie die Einladung nach Berlin schon wieder ausschlugen. Letztes Jahr Weihnachten und im April konnten sie sich noch mit “beruflichem Stress” herausreden. Doch noch eine Absage hätte ihnen Onkel Jochen nicht verziehen. Also: Ab nach Berlin!

Cedric – allein zu Haus. Endlich! Vor einer halben Stunde hatten sich seine Eltern verabschiedet. Bevor seine Mutter ins Auto eingestiegen war, hatte sich der 17-Jährige noch etliche “gute Ratschläge” anhören müssen. Geh nicht zu spät ins Bett. Sieh nicht zu lange fern. Mach Dir regelmäßig etwas zu essen. Vergiss nicht, die Blumen zu gießen. Denk am Mittwoch an die Müllabfuhr. Blablabla....

Cedrics Eltern hatten kein Problem damit, ihren Sohn eine Woche lang allein zu lassen. Der Gymnasiast war ein “pflegeleichter” Jugendlicher. In der Schule gehörte er zu den Klassenbesten, und auch zu Hause machte er nur ganz selten Stress. Er rauchte nicht, trank keinen Alkohol, trieb sich nicht herum und stellte keine hohen Ansprüche. Auf Markenklamotten legte Cedric keinen Wert. Ihm genügten Billig-Jeans von C&A oder Corso.

Sein uncooles Outfit, sein meistens ernstes Gesicht und seine Schüchternheit machten Cedric zum Außenseiter. Während seine Klassenkameraden mit ihren Skateboards den Stadtpark unsicher machten oder Fußball spielten, saß Cedric an seinem geliebten Schachcomputer oder las klassische Romane.

Unerwartete Gäste

Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Gerade hatte Cedric zum dritten Mal seinen virtuellen Schachpartner bezwungen, da läutete es an der Haustür. Der 17-Jährige stand auf und öffnete die Tür. Falko!

“Hi, Falko, nett, dass Du mal vorbeischaust.” Cedric war ein wenig überrascht, dass sein Mitschüler ihn besuchte. Denn in der Klasse oder auf dem Schulhof würdigte Falko ihn keines Blickes. Die anderen beiden Jugendlichen, die hinter Falko standen, bemerkte Cedric erst ein paar Sekunden später.

“Hi, Ceddie.” Falko ging ohne besondere Aufforderung schnurstracks ins Wohnzimmer und gab seinen beiden Kumpels einen Wink, mitzukommen. “Das sind Lennart und Justin”, stellte er Cedric seine Begleiter kurz vor.

Falko schmiss sich lässig in den Lieblingssessel von Cedrics Vater und stellte seine Füße, die in fetten DC Titan steckten, auf dem Wohnzimmertisch ab. Lennart und Justin nahmen auf dem Sofa Platz. Irgendwie hatten die drei Jungs ein unverschämtes Grinsen drauf, fand Cedric. Doch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, meldete sich Falko mit seiner kräftigen, tiefen Stimme zu Wort.

“Na, Ceddie, sind Deine Alten endlich nach Berlin verduftet?”

“Ja”, antwortete Cedric, “aber woher wusstest Du, dass meine Eltern verreisen wollten?”

“Es kursiert das Gerücht, dass ich immer bestens informiert bin. Und anscheinend ist an diesem Gerücht ja etwas dran”, sagte Falko in einem arroganten Tonfall und steckte sich eine Zigarette an.

Cedric war verunsichert. Stottern tat er nur, wenn er nervös wurde. Und jetzt war er nervös. “N-n-na, ja, ist ja auch e-e-egal, wie Du von der Berlin-Reise meiner Eltern erfahren hast”, sagte er. “Aber ich m-m-muss Dich bitten, die Zigarette auszumachen. Meine Eltern m-m-mögen es nicht, wenn in unserem Haus geraucht wird.”

“Schnauze!”, bellte Falko.

Cedric war perplex. “W-w-was ist los?”

Falko stand auf, gab Cedric eine schallende Ohrfeige und wurde noch ein wenig lauter als eben. “Ich hab’ gesagt: Schnauze! Oder bist Du etwa schwerhörig?”

“Es ist wohl besser, wenn Ihr jetzt ganz schnell wieder verschwindet.” Cedric sagte das zu seinem eigenen Erstaunen ganz ruhig und ohne zu stottern, obwohl er innerlich kochte.

Falko hatte wieder sein unverschämtes Grinsen auf dem Gesicht. “Du hast hier gar nichts zu melden, Ceddie-Arsch, merk Dir das.” Dann drehte sich der 18-Jährige zu einem seiner Begleiter um: “Hey, Justin, ich glaube, wir müssen unseren Freund hier erst einmal ein bisschen ruhig stellen.”

Justin, ein leicht angepunkter 17-Jähriger in enger, schwarzer Lederjeans, schwarzem T-Shirt und ebenfalls schwarzen, versifften Lakai Soty-Tretern, holte ein Paar Ledermanschetten aus einer Sporttasche, erhob sich aus dem Sofa und forderte Cedric auf, sich hinzuknien.

“A-a-aber das könnt Ihr doch nicht m-m-machen”, stotterte Cedric. Längst war ihm klar geworden, dass die drei Jungs nicht scherzten. Einerseits hatte er schreckliche Angst, andererseits musste er sich eingestehen, dass ihn die Situation irgendwie aufgeilte. Schon häufiger hatte er klammheimlich davon geträumt, ein Sklave zu sein und erniedrigt zu werden – am liebsten von einem Skaterboy. Die lässigen Jungs in ihren Baggys und fetten Skatershoes machten ihn wahnsinnig scharf. Und als er neulich beim Surfen im Internet auf die Homepages von Stompmania, Extremskater77 und Skatertycoon gestoßen war, hatte er beim Betrachten der Pics doch tatsächlich einen Ständer bekommen...

Fortsetzung hier!

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Homepage vom 15. Juli 2001